Dos Hermanas, Schach und der Hit Macarena

Der Name der Stadt Dos Hermanas (Zwei Schwestern) geht auf die beiden Schwestern Elvira und Estafania Nazareno zurück, die, einer alten Legenda nach, die Stadt im Jahr 1248, unter der Zeit des Königs Fernando III., gegründet haben, obwohl wahrscheinlicher ist dass der Name zwar auf die beiden Schwestern zurückgeht, da dem Bruder Gonzalo bei der Landverteilung nach der Reconquista das Gebiet um Dos Hermanas zugesprochen wurde. Die Bewohner der Stadt Dos Hermanas werden noch heute als Nazarener bezeichnet, dem Familiennamen des königlichen Kommandanten und seiner Schwestern.
 
Die Stadt Dos Hermanas ist lediglich etwa 15 Kilometer von Sevilla entfernt und hat gegenwärtig knapp 132.000 Einwohner. Die Nähe zur andalusischen Hauptstadt zeigt allerdings auch den Nachteil dass sie touristisch nie wirklich erschlossen wurde und die Sehenswürdigkeiten der Stadt kaum bekannt sind. Dennoch ist Dos Hermanas weltweit unter zwei Gruppen an Personen sehr bekannt, denn hier fand das internationale Schachturnier von 1989 bis 2008 statt, und hier entstand der Hit Macarena, da die Musiker des Duos Los del Río, gemeint ist der Fluss (río) Guadalquivir gemeint, hier leben und arbeiten.

Dos Hermanas, Schach und der Hit Macarena
Foto: Herbert Kårlin

Die Geschichte der Stadt Dos Hermanas
 
Die Stadt Dos Hermanos wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von den Phöniziern im 9. Jahrhundert vor Christus unter dem Namen Orippo gegründet, was einen Wasserarm bezeichnet, genau genommen den Río Guadaira. Als Beleg hierfür dienen Funde wie Münzen und Trauben, die hier, neben zahlreichen römischen Fundstücken, ausgegraben wurden.
 
Die Römer übernahmen bei ihrer Ankunft das heutige Dos Hermanas und behielten auch den Namen Orippo. Die Stadt behielt ihre Bedeutung auch zu dieser Zeit, zumal die Via Augusta durch die Stadt führte, was den Handel zu jener Zeit begünstigte. In der Ausgrabungsstätte beim Torre de los Herberos wurden, neben Gegenständen aus der phönizischen Zeit, vor allem römische Gegenstände gefunden, unter anderem Keramikteile, Wasserbehälter, Gräber und eine sehr gut erhaltene Steinskulptur.
 
Die verschiedenen Ausgrabungen in Dos Hermanas zeugen davon dass die Stadt zur römischen Zeit über mehrere bedeutende Villen verfügte, aber auch dass das damalige Orippo das Münzrecht hatte, also eine wichtige Rolle bis zum Ende des römischen Reichs spielte.
 
Als die Mauren während der Epoche Al-Andalus nach Dos Hermanas kamen, verlor die Stadt jedoch wieder an Bedeutung, auch wenn hier weiterhin Weizen, Olivenöl und Wein hergestellt und gehandelt wurde. Aber da mit den Mauren die Handelswege der Römer verschwanden, reduzierte sich auch die Bevölkerung und der Handel wurde vor allem durch Landwirtschaft verdrängt.
Fortsetzung folgt ...
 
Sehenswürdigkeiten in Dos Hermanas
 
Der Torre de los Herberos in Dos Hermanas
Der Torre de los Herberos wurde im 7. oder 8. Jahrhundert von den Mauren in der Stadt, die damals immer noch Orippo hieß, erbaut, wobei man für den Bau die Steine verschiedener römischer Ruinen benutzte die man vor Ort fand. Der quadratische, maurische Wachturm wurde auf einem kleinen Hügel erbaut und diente vor allem der Überwachung der Küste, da von hier aus dem gesamten Schiffsverkehr verfolgt werden konnte, aber auch jener auf dem Fluss Río Guadalquivir. Auf Grund seiner geografischen Lage nimmt man an dass der Torre de los Herberos, auch in den folgenden Jahrhunderten, nicht nur als Wachturm, sondern auch als Leuchtturm benutzt wurde.
 
Der Park La Corchuela in Dos Hermanas
Auch wenn der Ekopark La Corchuela, der einige Kilometer außerhalb von Dos Hermanas liegt, heute einer der bedeutendsten Ausflugsstellen für Bewohner von Dos Hermanas und Sevillas ist, so ist seine Geschichte sehr turbulent. La Corchuela war bereits zur römischen Epoche besiedelt und wies im 19. Jahrhundert ein Landgut auf, das nach dem Bürgerkrieg in Spanien ein Lager für politische Gefangene wurde, in den 70er und 80er Jahren als Unterkunft für Arme aus Sevilla diente und entwickelte sich erst in den 90er Jahren zu einem Ökopark in dem man mehrere mediterrane Milieus findet und sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt des andalusischen Berglands entdecken kann, aber auch noch einige der Unterkünfte des ursprünglichen Landguts.
 
Das Monument El Pensador in Dos Hermanas
Mitten in einem Kreisverkehr in Dos Hermanas kann man das Monument El Pensador (der Denker) finden, wobei die überdimensionale Figur das tiefe Denken eines Menschen ausdrücken soll. Der pensador in Dos Hermanas sitzt auf einem typischen Schachbrett, wobei die 15 Meter hohe Figur zudem einen Springer in der Hand hält und überlegt wo er diesen platzieren werde. Der pensador soll allerdings nicht nur die Bedeutung des Denkens für die Menschheit ausdrücken, sondern auch die Verbindung zwischen Sevilla und Dos Hermanas da das Kunstwerk im Jahr 2011 mitten im Zentrum der "Stadt des Wissens" errichtet wurde.
 
Das Castillo de la Serrezuela in Dos Hermanas
Das Castillo de la Serrezuela in Dos Hermanas wurde in der ersten großen Befestigungswelle entlang der Mittelmeerküste zwischen 1248 und Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut, wobei diese Festung erstmals im Jahr 15. Jahrhundert schriftlich genannt wurde. Mit der Eroberung Andalusiens durch die katholischen Könige verlor dieses relativ kleine Castillo seine Bedeutung und ging in adeligen Privatbesitz über. Während einige ähnliche Festungen in Haziendas umgebaut wurden, so wurde das Castillo de la Serrezuela dem Verfall überlassen, zumindest ab dem 18. Jahrhundert.
 
Die römische Stadt Orippo in Dos Hermanas
Archäologen fanden bei Ausgrabungen nahe des Torre de los Herberos in Dos Hermanas Reste einer römischen Stadt, die heute zu Dos Hermanos wurde, zur römischen Epoche jedoch Orippo genannt wurde, wobei der Wortteil ippo vom lateinischen Wort oppida abgeleitet wurde und nur bei römischen Städten benutzt wurde. Die Stadt Orippo wurde erstmals im 7. Jahrhundert schriftlich genannt und lag zu jener Zeit an der römischen Straße Via Augusta. In Orippo wurden, neben Brennöfen für die Herstellung von Keramik auch Gräber gefunden und eine der bekanntesten in Andalusien entdeckten römischen Steinskulpturen die eine sehr intimes Ehepaar darstellt.
 
Die Alquería del Pilar in Dos Hermanas
Die Alquería del Pilar in Dos Hermanas wurde im Jahr 1872 im Neomudéjar-Stil erbaut und gleicht daher mehr einer Festung als einem Wohnhaus, das ursprünglich vom Dichter José Lamarque de Novoa und seiner Ehefrau bewohnt wurde. Der Poet machte das Gebäude zu einem Zentrum für Tertulias und andere Treffen zwischen Künstlern jeder Art. Auf diese Weise wurde die Alquería del Pilar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Intellektuellen Sevillas, nicht nur jeder aus Dos Hermanas. Mittlerweile gehört dieses Gebäude der Stadt Dos Hermanas, die dort die lokale Polizei unterbrachte.
 
Fortsetzung folgt ...
 
Gastronomische Spezialitäten in Dos Hermanas
 
Auch wenn die Stadt Dos Hermanas über einige ausgezeichnete Restaurants verfügt, die hohe Qualität anbieten, so bieten diese Restaurants lediglich die andalusische Mittelmeerküche, verbunden mit der Hinterlandküche der Sierra, kann also nicht mit echt lokalen Spezialitäten locken. Dies hängt insbesondere damit zusammen dass die Stadt kaum Touristen anzieht, aber auch zu nahe an Sevilla liegt, der Hauptstadt Andalusiens, die mit den verschiedensten Restaurants lockt.
 
Wir arbeiten permanent an diesen Seiten und werden bei Dos Hermanas die Fortsetzung der Geschichte veröffentlichen, aber auch alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten, die wichtigsten Feste und die lokale Gastronomie hinzufügen, aber auch Ausflugsmöglichkeiten in andere Städte, die jeweils in den gleichen Provinzen liegen.